Die chronische Niereninsuffizienz

Es gibt zwei Arten der Niereninsuffizienz; Die akute Form ist kurzfristig, und meistens erfolgreich zu behandeln. Da ich aber, leider, mit der Chronischen Insuffizienz Erfahrung habe, möchte ich nicht näher auf die akute Form eingehen.

 

Die Krankheit

Die chronische Niereninsuffizienz CNI ist eine häufige Todesursache bei Hunden. Sie tritt meistens bei älteren Hunden ab ca. 7 Jahren auf, daher sollte man die Tiere ab diesem Alter regelmässig beim Tierarzt untersuchen lassen. Die Krankheit ist leider erst sehr spät festzustellen, wenn bereits 65 -75% des Gewebes geschädigt ist. Die wichtigsten Werte sind der Kreatiningehalt und der Harnstoffwert im Blut.

Oder aber  die CIN kommt unvermittelt, durch verschiedene Ursachen, zum Beispiel durch einen Schock, bei dem die Durchblutung der Nieren so verringert ist, dass  es zu einer sogenannten Schockniere kommt, was eine akute Form hervorruft. Wenn das aber unentdeckt bleibt,

stirbt das Nierengewebe ab(Nekrose) und ist irreversibel geschädigt, oder aber das Gewebe weisst krankhafte Veränderungen auf, sogenannte Nephrosklerosen.

Bei unserem Ujar war es wahrscheinlich ein Geburtsschock, da er nicht spontan auf die Welt kam, und eine Zeit lang nicht geatmet hat.

 

Symptome

Auffällig ist sicher der gesteigerte Durst, und das dazugehörende, häufige Wasserlassen. Manchmal sind die Tier dadurch nicht mehr stubenrein. So wurde ich auch bei Ujar, zum Glück so schnell, darauf aufmerksam, weil er nicht stubenrein wurde. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit kommen Übelkeit, schlechter Appetit, Bluthochdruck (was die Nieren zusätzlich schädigt), Durchfall, Blutarmut (Anämie), erhöhter Kalium- Kalzium- und Phosphatgehalt im Blut, und auch allgemeine Müdigkeit und Schwäche.

Wenn die CNI schon länger besteht kommt es auch zu Flüssigkeitsverlust, durch die Ansammlung der Giftstoffe im Körper zu schlechtem Atem,  und zu Fellproblemen.

 

 

Behandlungsmöglichkeiten

Bei der CNI ist es wichtig, sofort und sehr konsequent auf ein Diätfuttermittel umzustellen. Wenn das Tier schon älter ist, braucht es vielleicht seine Zeit, um sich mit der Umstellung anzufreunden, den wenn die Krankheit festgestellt wird, ist vielleicht schon der Appetit zurückgegangen, und man muss froh sein, wenn das Tier noch etwas frisst, bei Ujar hat ganz wenig Katzenfutter in warmem Wasser  Wunder gewirkt.  Wichtig ist die Proteinzufuhr auf ein Minimum zu beschränken, was bedeutet, dass man auch bei Gutzis darauf achtet, dass der Proteingehalt (Eiweiss) so niedrig wie möglich ist. Es gibt verschiedene Leckerlis die einen sehr tiefen Wert haben, zwischen 5-7g Rohprotein, man muss nur die Zutatenliste lesen. Auch braucht es eventuell einen sogenannten Phosphatbinder, z.B. Ipakitine, der über das Futter gestreut wird. Wichtig ist bei aller Konsequenz die Lebensqualität des Tieres nicht zu vergessen. Ujar hat Fisch geliebt, und was hätte er davon gehabt, wenn er vielleicht eine Woche länger gelebt hätte, aber sein ganzes Leben auf seinen geliebten Fisch verzichten musste? Einfach ein gesundes Mass an Menschenverstand walten lassen.

 

Zur Kontrolle sollte man regelmässig Bluttests machen lassen, die den Hämatokritwert (gibt Aufschluss über den Anteil der Erythrozyten=rote Blutkörperchen, und den Wasserhaushalt) und  den Harnstoffgehalt im Blut bestimmen (gibt Aufschluss über die Funktionsfähigkeit der Nieren).

Mit der Verschlechterung von Ujars Zustand habe ich auf die Tests verzichtet, da wir schon alles gemacht haben was möglich war, und es so nur noch eine psychische Belastung war, die schlechten Werte immer zu sehen, und ich hatte einen ausgesprochen guten Draht zu Ujar, dass ich die Werte fast immer im voraus sagen konnte, da sich Harnstoff, wenn er nicht ausgeschieden wird, in giftiges Amoniak (was schlussendlich auch zur Vergiftung des Körpers führt) umwandelt, und über die Haut und den Rachen ausgedünstet wird.

 

Man kann den Flüssigkeitsverlust mit subkutanen Infusionen ausgleichen, dabei wird eine gewisse Menge an NaCl (Salzwasserlösung) oder aber Ringerlactat (so etwas wie Zuckerwasser) direkt unter die Haut gespritzt. Zu beachten ist, dass während der Behandlung eine Unverträglichkeit von NaCl auftreten kann, was für das Tier äusserst schmerzhaft Krämpfe nach sich zieht, und wegen des hohen Natriumgehaltes (Salz) ist Ringerlactat vorzuziehen, wenn sich die Blutwerte dementsprechend zeigen. Die Hunde haben ein sehr lockeres Bindegewebe, das die Menge von bis zu einem Halben Liter Flüssigkeit aufnehmen kann. Es braucht ein bisschen Überwindung, um das eigene Tier zu stechen, aber es geht, und es erleichtert dem Tier sein Leben. Bei mir war es so, dass ich mir lange selber jeden Tag eine Spritze geben musste, und vielleicht war es dadurch leichter.

 Wir haben das gemacht, bis es zu einer Häufigkeit von allen zwei Tagen gekommen ist, da musste ich aufhören, weil ich das emotional nicht mehr fertigbrachte, Ujar jedesmal zu stechen.  Ich weiss, wie sich das anfühlt, immer und immer wieder gestochen zu werden, und irgendwann ist die Haut so empfindlich, dass es jedesmal schmerzt. Ujar war zwar sehr kooperativ, hat jedes Mal schön hergehalten, aber seine Augen sprachen Bände.

Es gibt auch die Lösung eines subkutanen Katheters, das ist ein zirka zehn Zentimeter langer Silokonschlauch, der zwischen den Schulterblättern unter die Haut geschoben wird, sieht sehr brachial aus, hat aber offensichtlich nicht weh getan. Es gibt dafür eine örtliche Betäubung an der Einschnittstelle, und dann wird der Schlauch mithilfe einer dünnen, stumpfen Nadel unter die Haut geschoben, die Nadeln wird anschliessend entfernt. Zirka 10% der Tiere kapseln den Katheter  jedoch ein, da der Körper diesen Fremdkörper nicht akzeptiert.

Dann gibt es noch die Ösophagussonde, das ist eine Sonde, die von aussen am Hals über die Speiseröhre in den Magen führt, und man so direkt die Flüssigkeit in den Verdauungstrakt geführt wird. Das ist eine sehr effektive, und für das Tier schmerzlose Methode. Ich muss dazu aber sagen, dass es für die Anlegung der Sonde eine Operation mit einer Vollnarkose braucht, und damit doch ein erhebliches Risiko verbunden ist, da bei Nierenpatienten das Narkoserisiko um ein vielfaches höher ist als normal, und dass es meistens eine „Endlösung“ ist, da nur bei sehr hohen Harnstoffwerten im Blut eine so hohe Dosis an Flüssigkeitszufuhr gebraucht wird, und die Hunde normalerweise nicht mehr sehr lange leben. Ich wusste das beim ersten Eingriff noch nicht, aber ich hätte es trotzdem gemacht, da die Sonde unserem Baby noch ein Jahr geschenkt hat.

Die Sonde hält, nach Angaben des Tierspitals Bern zirka drei Monate, ich habe aber die Sonde über sechs Monate gebracht, da ich von Anfang an die Wunde sehr gut gepflegt habe, immer sehr sauber gehalten habe, und Ujar sofort eine Halsmanschette aus weichem Material genäht habe, die er immer trug, und so auf keinen Fall Zug auf die Sonde kam, denn sie ist nur mit einem Faden am Hals angenäht, und kann so natürlich sehr schnell rausreissen. Wir haben es anschliessend noch einmal machen lassen, und Ujar hat auf der anderen Halsseite eine bekommen.

 

Kosten

Ich schreibe hier die Kosten auf, damit es einen ungefähren Eindruck gibt, was auf Hundebesitzer mit Nierenpatienten zukommen kann. Sie sind nicht abschliessend, und können sehr stark variieren.

 

Blutuntersuchung je nach Status (Umfang):    Fr.   50.00 – 80.00

Diätfutter:pro 14 Kilo sack                          ca. Fr. 125.00 Ipakitine: pro150g                                            Fr.  25.50                                                   

Fortekor (Blutdrucksenker)                               Fr. 125.00

Ringerlactat, (Infusionslösung):                       Fr.    7.00

Subkutaner Katheter:                                        Fr. 186.00

plus Op kosten

Ösophagussonde mit Operation                     Fr. 450.00