Totale Hüftprothese

Die Indikation

Die Indikation für ein künstliches Gelenk besteht dann, wenn der Hund Schmerzen hat, dass es für ihn eine Einschränkung der Lebensqualität bedeutet. Der Hund ist ein Tier, dass Bewegung braucht, die eine Rasse ein bisschen mehr, die andere Rasse ein bisschen weniger. Aber wenn man einen Hund annähernd Artgerecht halten will, braucht er Bewegung.

Die häufigste Ursache für ein künstliches Hüftgelenk ist sicher die Arthrose. Die entsteht entweder aus einer Hüftgelenksdysplasie HD, was durch Veranlagung, eventuell gepaart mit Überbelastung  im Welpenalter und falscher Ernährung (zu schnelles Wachstum), oder aber durch ein Traumata, das durch einen Unfall oder stumpfe Gewalteinwirkung auf das betreffende Gelenk hervorgerufen wird.

Wichtig ist die genaue Abklärung bei einem Spezialisten für solche Erkrankungen, der die nötige Erfahrung hat, die richtige Behandlungsmethode zu empfehlen, denn es gibt nicht nur die Option der Prothese. Je nach schweregrad der Erkrankung des Gelenks stehen auch andere Behandlungen zur Verfügung. Ersten steht sicher der Einsatz von einem sogenannten Nichtsteroidales Antiphlogistikum, z.B. Metacam, das die Entzündung hemmt, und die Schmerzen reduziert, was aber kritisch abgewogen werden muss, den bei vielen Fällen reicht die Medikamentengabe nicht aus, und die Arthrose verschlimmert sich weiter. Wenn die Operation unumgänglich ist, gibt es auch hier verschiedene Methoden.

 

 

Die Behandlung

Erstens: Die Femurkopfresektion, dabei wird der Oberschenkelkopf entfernt. Durch Physiotherapeutische Unterstützung bildet sich an seiner Stelle eine Bindegewebsbrücke.

Diese Technik ist aber nur für Hunde unter 18 Kilo Körpergewicht zu empfehlen, und es können sich Gangabweichungen entwickeln.

 

Zweitens: Die Pektineusmyektomie, dabei werden durch Schnitte in Muskeln und Sehnen, und durch die Entfernung der Nervenverbindungen auf die Hüftgelenkskapsel, die Schmerzen reduziert. Diese Methode eignet sich nur bei einer geringgradigen Arthrose die eine eingeschränkte Beweglichkeit am Hüftgelenk nach sich zieht, und sie hält zwischen einem halben bis mehrere Jahre an. Auch bei dieser Technik ist nicht zu vergessen, dass es nur die Symptome, nicht aber die Ursache behandelt.

 

Drittens: Die totale Hüftgelenkprothese, dabei wird der Oberschenkelkopf, wie auch die Hüftpfanne entfernt, und durch ein Implantat aus Titan und Polymethylmetacrylat ersetzt. Dies ist sicher die aufwändigste und teuerste Operationstechnik, aber in gewissen Fällen unumgänglich. Der Hund wird dadurch absolut schmerzfrei im betreffenden Gelenk.

Es gibt übrigens verschiedene Methoden, aber bei uns in der Schweiz hat sich in guten Kliniken die „Zuerich cementless“ durchgesetzt.

 

  

Die Rekonvaleszenz

 Wichtig ist hierbei, sich absolut, und ohne Ausnahme an die Anweisungen des Tierarztes und eventuell des Therapeuten zu halten. Am Anfang ist es sehr schwierig und aufwändig den Bewegungsplan einzuhalten, aber für die gute Heilung und Einwachsens der Prothese ist es ein absolutes Muss. Das erste Röntgen wird sofort nach der Operation gemacht, das den korrekten Sitz der Prothese anzeigt, und ein weiteres nach sechs Wochen. Wenn alles gut aussieht, kann man mit einem Aufbautraining über 3-4 Wochen beginnen.

Nach sechs Monaten ist nochmals ein Kontrollröntgen angezeigt, damit man sieht, dass sich die Prothese nicht verschoben hat.

 

 

Meine Erfahrungen

Merlin wurde am 11.03.2008 in der Tierklinik von Koch & Bass in Diessenhofen operiert. Die Tierärzte dort sind ausgewiesene Spezialisten auf diesem Gebiet. Ich habe also Merlin morgens um 8°° Uhr zu Herr Dr. Bass gebracht, und ich wurde erst einmal fast eine Stunde ausführlich über die Operationstechnik, die Risiken, und über die Nachsorge informiert. Ich durfte noch bis zur Sedierung bei ihm bleiben, und konnte ihn schon um 17°° Uhr wieder abholen. Die Op ist sehr gut verlaufen, und es gab keine Komplikationen. Merlin war noch benommen, aber natürlich ansprechbar (das ist die Voraussetzung, dass ein Tier nach Hause darf).

Ich habe drei Tage bei ihm im Wohnzimmer geschlafen, damit er nichts Dummes anstellen konnte. Er hat sich sehr schnell mit der neuen Situation zurechtgefunden, und hat schon am Abend nach der Operation das Bein belastet. Der Bewegungsplan war sehr streng, die erste Woche fünf Minuten pro mal raus, das 3–4 mal am Tag, und strikter Leinenzwang. Merlin war das ein bisschen zu wenig, und nach Absprache mit dem Tierarzt haben wir die Häufigkeit, nicht aber die Länge der Spaziergänge erhöht, so durfte er 6mal am Tag raus.

Nach dem Fäden ziehen haben wir mit der Wasserlaufband-Therapie begonnen. Merlins Muskulatur war so degeneriert (durch sein wahrscheinlich schon sehr lange bestehendes Problem mit dem Hüftgelenk), dass wir nicht länger warten konnten, und die Therapie im Wasser sowieso gut ist für die Gelenke, es ist bei gutem Heilungsverlauf nicht zwingend erforderlich, aber lastet den Hund zusätzlich aus.

Nun jede Woche die Spaziergänge um 5 Minuten verlängern, aber bis zur 10 Woche immer noch strikter Leinenzwang. Ich habe ab der 8 Woche die Dauer der Spaziergänge leicht erhöht (nach Rücksprache mit der Physiotherapeutin), aber penibel darauf geachtet, dass er nicht Bewegungen macht die verboten sind, und ihn auf keinen Fall springen oder hüpfen lassen.

Mit dem Treppen steigen hatte er von Anfang an keine Probleme, dabei muss aber beachtet werden, dass der Hund dabei Unterstützung bekommt (mittels eines Tuchs, das unter dem Bauch durchgezogen wird und so dem Tier Halt gibt).

Wenn man sich konsequent an die Anweisungen des Arztes hält, und daran denkt, dass man nicht ein „neues“ Tier, sondern einfach das Tier ein neues Gelenk bekommen hat, und es halt auch nach einer solchen Operation gewisse Sportarten und Anforderungen gibt, die es eventuell nicht mehr machen kann, hat man dem Tier sicher einen guten Dienst erwiesen, und es kann sich noch lange schmerzfrei über sein Dasein freuen.

 

 

Kosten

Operation plus Röntgen und Implantat                       Fr.  4500.00

Metacam 100ml                                                           Fr.      75.00

Wasserlaufbandtraining                                              Fr.ca. 45.00

(unter Aufsicht der Physiotherapeutin)

Kontrollröntgen                                                            Fr.ca. 80.00