Merlin aus Spanien, Spitzname "Bubibär"

Hallo, mein Name ist Merlin,

 

Ich bin im besten Hundealter, (meine neue Tierärztin schätzt mich auf ca. 5 Jahre) und ich komme aus Spanien, wo mich meine „Familie“ im Dezember 2007 einfach in einer Tötungsstation abgegeben hat. Leider, oder Gott sei Dank, weiss ich nicht, ob sie mich einfach nicht gerne hatten, und mich geschlagen haben, oder ob ich mir meine Verletzungen durch einen Unfall zugezogen habe (aber dazu später mehr), und mich deshalb töten lassen wollten.

Also, in dieser Tötungsstation ging es mir gar nicht gut. Irgendwie haben die dort gedacht, dass ich eh bald sterbe, und dass ich deshalb kein Futter brauche, ich habe dort furchtbar abgenommen, bis auf 22 Kilo, und mein Fell war auch alles andere als schön, es löste sich in Fetzen vom Körper. Und war Zentimeterdick verkotet. Meine „Zellengenossen“  haben mich furchtbar traktiert, ich hatte am Hals und am Kopf unzählige Bisswunden davongetragen. Also hatte ich mir gedacht, sterben will ich nicht, und da bleiben sowieso nicht, ich brauche eine neues Zuhause! Die von Samojeden in Not haben mich da tatkräftig unterstützt, sie haben ein Foto von mir auf Ihre Homepage gestellt, und siehe da, mein, zugegebermassen nicht sehr vorteilhaftes Foto, hat jemand direkt ins Herz getroffen, und sie haben mich direkt adoptiert. Ich musste noch zirka drei Wochen warten, und dann war es soweit, am 16. Februar 2008, nach einer sehr langen und beschwerlichen Reise von Barcelona nach Stuttgart, nahmen mich meine neuen Rudelchefs aus der Transportbox. Ich musste schrecklich ausgesehen haben, den meine neue Chefin hat geweint, und ich hörte sie sagen, „Wie können Menschen nur so etwas einem Tier antun?“ , und sie haben mich sofort spüren lassen, dass ich im neuen Rudel herzlich willkommen bin. Ich war sehr verstört und abweisend, und ich wollte nur weg, weg von der Transportbox, weg von der neuen Umgebung, und einfach nur weg von den vielen unbekannten Leuten, ich hatte einfach nur Angst, und so fuhren wir ziemlich schnell in mein neues Zuhause, in einem kleinen Dorf im Kanton Thurgau, in der Schweiz, wo mich noch zwei weitere Sammy-Kumpels erwarteten. Wir konnten uns auf einer neutralen Wiese zuerst einmal beschnuppern, und da ging es noch ganz gut, doch zu Hause war der Ältere, (er ist 4 Jahre alt, und anscheinend das Bethatier im Rudel ) nicht sehr begeistert von meiner Anwesenheit, und ich durfte mich ihm nur etwa auf einen Meter nähern, damit ich nicht angeknurrt worden bin, ( was auch fast ein halbes Jahr angedauert hat, bis es keine Konflikte mehr gegeben hat) doch der kleinere Bruder von ihm war ganz nett und süss, doch leider hatte der ziemliche Angst vor mir, weil ich anscheinend auch in meiner körperlich schlechten Verfassung ein ziemlich imposanter Kerl war, doch ich war zu diesem Zeitpunkt auch ziemlich durch den Wind, und sehr verstört. Wie sich kurze Zeit später herausstellte, liess sich mein Zustand so erklären, dass ich extreme Schmerzen hatte. Meiner Chefin ist dass sofort aufgefallen, und hat mich drei Tage später der Tierklinik vorgestellt. Die erste Hiobsbotschaft war, dass meine rechte Hüfte so schwer geschädigt war, dass eigentlich nur eine Hüftprothese in frage kam. Aber ich war doch soo dünn, wog ja gerade mal 22 Kilo, hatte keinerlei Muskulatur mehr, war in allgemein sehr schlechtem Zustand, würde ich das schaffen? Aber sicher doch, sagte mein Alphaweibchen, und so wurde ich am 13. März 2008 operiert. Ich muss dazusagen, ich war zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr zurückhaltend, liess mich nicht gerne anfassen, und wenn ich Angst hatte, was ziemlich schnell vorkam, habe ich auch mal zugeschnappt, was meiner Chefin etliche blaue Flecken eingebracht hatte. Doch sie hatten sehr viel Geduld mit mir. Liesen mich einfach in Ruhe, bedrängten mich nicht, waren einfach nur für mich da, (meine Chefin liess mich drei Monate keine Minute allein, da ich extreme Verlassensängste hatte) und liessen mich entscheiden, wann ich Kontakt wollte, und wann nicht. Aber zurück zur Operation, mit Hilfe eines Maulkorbes habe ich auch die Narkosespritze über mich ergehen lassen, und als ich erwacht bin, hatte ich ein neues Gelenk, und keine Schmerzen mehr. Die Operation ist sehr gut verlaufen, ich hab alles gut verkraftet, und nach etwa fünf Stunden konnte ich wieder nach Hause. So ist eine ziemlich mühsame Zeit für mich und mein Frauchen angebrochen. Die ersten drei Nächte hat meine Chefin bei mir im Wohnzimmer geschlafen, weil ich ja noch keine Treppen steigen durfte. Dann hiess es in der ersten Woche nur 5 Minuten pro mal raus, und das 5-6 mal am Tag. Und die anderen zwei Jungs musste ja auch noch spazieren gehen, und das immer etwa 3-4 Std. pro Tag, aber da haben sich meine Chefs abgewechselt. Zirka 4 Wochen nach der Op kam schon der nächste Eingriff, ich musste kastriert werden, da ich eine ganz hässliche Infektion am Hodensack hatte, die davon kam, dass ich in der Tötungsstation zentimeterdick mit meinem eigenen Kot und Urin beschmutzt war, und meine „Mama“ mir zuerst den Po und die Hinterbeine freischneiden musste. Aber auch diese Operation habe ich gut weggesteckt. Also weiter mit dem Aufbau: 4 Monate jede Woche fünf Minuten längere Spaziergänge, und dazu einmal in der Woche in die Physiotherapie, um auf dem Wasserlaufband meine Muskulatur aufzubauen. Die Hüftprothese ist sehr gut angewachsen, (wir waren ja auch super brav, und haben alle Anweisungen des Arztes befolgt) ich habe super Fortschritte gemacht, aber leider habe ich immer weniger Kontrolle über das linke Bein gehabt, ich habe es immer mehr nachgezogen, so dass meine Krallen 2-3 Tage später blutig abgewetzt waren. Die Therapeutin wusste auch nicht weiter, und so hat meine Chefin ein Rückenröntgen angeordnet, und sie hat noch eine Hiobsbotschaft bekommen. Spondylose, über drei Brustwirbel, das heisst, diese drei Wirbel machen Zubildungen am unteren Rand des Knochens, und so verknöchern sie langsam. Solange die Wirbel nicht miteinander verwachsen sind, können sie auf die Nerven drücken. Bei mir auf die, die für den hinteren Teil des Rückens, des Schwanzes und den Beinen verantwortlich sind. Also heisst es weiter Therapie, schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente nehmen, und immer schön darauf achten, dass ich meine Muskeln aufbauen kann.

Leider ist mein kleiner Adoptivbruder Ujar, am 13. Mai über die Regenbogenbrücke gegangen. Er war von Geburt an krank, hatte chronische Niereninsuffizienz, und sein kleiner Körper, und sein starker Geist mochten nicht mehr kämpfen, und so durfte er mit Hilfe der Tierärztin unter uns, zuhause in den Armen von unserer Chefin friedlich einschlafen.

Nun, bei mir hat sich einiges getan, ich habe im ersten halben Jahr gelernt, Tajmyr als den Ranghöheren zu akzeptieren, und er greift mich dafür nicht mehr an, und er lässt unterdessen sogar das Knurren, wenn ich zu nahe bei ihm stehe. Man könnte sagen, wir sind nicht die dicksten Kumpels, aber mit der Hilfe unseres Al phaweibchens akzeptieren und tolerieren wir uns gegenseitig.

Jetzt, fast zwölf Monate nach meiner Rettung geht es mir ziemlich gut. Ausser den Behinderungen durch die Spondylose, die mal ein bisschen mehr, und mal ein bisschen weniger sind die ich habe, hat sich der Rest von meinem Körper vollständig erholt. Ich habe mein „Kampfgewicht“ von 29.5 Kg erreicht , die Hüftprothese spüre ich gar nicht mehr, die Bisswunden sind alle schon längst verheilt, die Kastration habe ich gut weggesteckt, mein Fell hat endlich die normale Länge erreicht, obwohl es immer noch nicht wasserdicht ist (durch die leider immer noch sehr verbreitete Schur der Samojeden, im Irrglauben sie hätten im Sommer weniger heiss!!!), doch die Grannenhaare fangen endlich wieder an zu wachsen.

Nur meine seelischen Wunden werden wohl bleiben, aber mein Rudel, und vor allem meine Chefin, haben mir sehr geholfen, und helfen mir immer noch dabei, meine Erlebnisse zu verarbeiten, und mit ihnen zu leben. Dafür habe ich mich zu einem richtigen tollen und super treuen Weggefährten entwickelt, liebe mein Rudel über alles, und schmuse mit meinen zweibeinigen Rudelmitgliedern auch gerne einmal, und ich lasse mich sogar wieder von fremden Leuten anfassen, meistens jedenfalls.

Also, liebe Leute, wenn Ihr Euch überlegt, einen wie mich aufzunehmen, und es gibt mehr als genug Sammys, die Hilfe brauchen, informiert Euch gut über unsere Ansprüche, (wir sind Schlittenhunde, also Arbeitstiere, wir müssen nicht unbedingt einen Schlitten ziehen, aber genügen Auslauf, und Beschäftigung haben), über unser Verhalten (wir sind etwas stur, und brauchen einen fähigen Rudelführer) und über die Hundehaltung im Allgemeinen, und wenn Ihr das getan habt, dann entscheidet Euch mit ganzem Herzen für ein Notfellchen, den wir wollen nicht noch einmal weggegeben werden. Wenn Ihr das alles berücksichtigt, dann habt Ihr sicher ein tolles, anhängliches und überaus liebenswertes Tier an eurer Seite.

 

    

 

Merlin, einen Tag nach der Operation
Merlin, einen Tag nach der Operation

Nachtrag:

Bei Merlin wurde Anfang Juli die unheilbare Krankheit Degenerative Myelopathie diagnostiziert.

Daher die sich immer verschlimmernden Beschwerden mit den Hinterbeinen. Ich wünsche Merlin dass er die Zeit, die er noch bei uns hat, einfach nur geniessen kann, und dass wir den Zeitpunkt erkennen, um ihm ein glückliches, beschwerdefreies und unbeschwertes Leben mit Ujar über dem Regenbogen zu schenken.  

 

 

 

Merlin aus Spanien

Merlin vor der Jungfrau
Merlin vor der Jungfrau

Merlin hat leider am 30.11.2009 seine Augen für immer geschlossen. Wir durften ihn ein Jahr und neun Monate bei uns haben, und er hat mich so viel gelernt, er hat mir gezeigt, dass es sich immer lohnt zu kämpfen, dass man nie aufgeben darf, und dass man fast alle Situationen in den Griff bekommen kann, wenn man nur will.

Merlin, ich wünsche Dir, dass Du eine schöne Hundedame im Paradies finden wirst, dass Du dort immer genug zu fressen bekommst, und dass Du mit Ujar ganz vergnügt, und ganz unbehindert spielen kannst.

Ich Danke Dir für die Zeit, die Du bei uns warst, und für Deine bedingungslose Liebe, die Du mir gegeben hast. Du bist immer bei mir, und hast Deinen Platz in meinem Herzen. Ich habe Dich genau so geliebt, wie Du mich.