Ujar von Arcanas of Tuuli, Spitzname "Baby"

Ich bin der Onkel von Tajmyr. Ich bin zwar jünger als er, aber meine Mutter ist seine Grossmutter.

 

 

Ujar`s Geschichte.

Hallo zusammen, mein Name ist Ujar von Arcanas of Tuuli, bin ein reinrassiger Samojede und ein riesen Schlitzohr, aber dazu später mehr.

Ich bin am 1. April (kein Scherz) 2005 auf die Welt gekommen. Leider wollte ich gar nicht nach draussen, denn mir hat es bei Mama im Bauch gefallen, die anderen Zwei, die mit mir gewohnt haben, waren schon ausgezogen, und so hatte ich meine Wohnung für mich alleine. Die Züchterin und die Tierärztin waren aber anderer Meinung, und so wurde ich gegen meinen Willen geholt. So habe ich einfach nicht geatmet, aber die Tierärztin hatte so einen fiesen Trick auf Lager, sie hat mir mit einer Akkapunkturnadel in mein Atemzentrum gestochen, und so musste ich atmen.

Nun gut, ich war auf der Welt, ein bisschen klein, aber da. Ich habe auch ganz schnell meine Milchbar gefunden, und so wussten die Menschen wenigstens, dass meinem Gehirn nichts passiert war, (wahrscheinlich hatten sie Angst gehabt, wegen des Sauerstoffmangels).

Meine neues Rudel wurde sofort informiert, dass ich ein paar Schwierigkeiten gemacht habe, aber jetzt da und gesund war.  Die haben nur gemeint, so ein kleiner Kerl passt genau zu Ihnen, und dass ich wohl ein Kämpfer währe, und sie mich ganz sicher wollen. Gut, zwölf Wochen warten, und dann in mein neues Zuhause umziehen. Das gesamte neue Rudel habe ich ja schon kennen gelernt, als sie mich einige Male mitsamt meinem Neffen, (ja ihr lehst richtig, denn meine Mutter ist sein Nani) (Grossmutter) besucht haben.

Also, zwölf Wochen alt, gerade mal 5350g schwer, und schon umgezogen, da kann schon mal ein kleines Unglück passieren, und das leider jeden Tag mehrmals, wahr mir das peinlich, ich wollte doch stubenrein sein, was immer das auch heissen sollte. Doch mein neues Alphaweibchen kam das alles sehr komisch vor, und da sie schon einige Erfahrung mit Blasenentzündungen bei Rüden hatte, schleppte sie mich zum Tierarzt!! Ok. Sie hatte recht, Blasenentzündung. Antibiotika, Bettflasche unter den Bauch, und sich verwöhnen lassen von Frauchen, was kann es schöneres geben.

Leider wurde es nicht besser, man machte weitere Untersuchungen, Blut- und Urinstatus, und einen riesen Schreck für meine Familie, Niereninsuffizienz!

Nach ganz vielen verzweifelten Momenten, ganz vielen Tränen, und noch viel mehr Knuddelmomente für mich, hat sich meine Rudelchefin gründlichst informiert, und hat anscheinend gemerkt, dass ich doch, trotz dieser Krankheit, alt werden kann, wenn sie sehr konsequent mit der Fütterung sind, und wenn sie darauf achten, dass ich immer genug trinke.

Das erste Lebensjahr ging wie im Flug. Ich war Hahn im Korb, bei meinen zweibeinigen wie auch bei meinem vierbeinigen Rudelgefährten. Ich durfte alles machen. Mein über alles geliebter Tajmyr liess mir alles durchgehen. Ich konnte ihn ohne Ende ärgern, ihm seinen heiss geliebten Fisch aus der Schnauze stehlen, und vor seinen Augen fressen, seine Freundinn, ein Riesenschnauzermädchen namens Inka, wurde zu meiner über alles geliebte und verehrte Angebetete, (ok, gespielt hat sie nur mit Tajmyr, mich hat sie konsequent ignoriert, und wenn nicht, hat sie mich höchstens angeschnautzt), und alles was ihm gehört hatte, war jetzt in meinen Besitz übergegangen.

Bei meinen Chefs ging es fast genau so. Tajmyr wurde konsequent erzogen, nach allen Regeln der artgerechten Erziehung, kein Druck, natürlich keine Gewalt, mit ganz viel Geduld, aber mit noch mehr Sturrheit als was Tajmyr bessas, und bei mir? Schaut mir in die Augen! Könnte man solchen Augen etwas abschlagen? Ich war ein Meister in dieser Technik, mein Frauchen konnte fast nicht böse mit mir sein, und wenn ja, ein Blick genügte, ihr Herz wurde weich, und sie liess es mir durchgehen. Sie war super dankbar, dass es mir trotz der Krankheit so gut ging, und dass ich bei ihnen war.

Dann kam der verhängnissvolle Urlaub auf Kroatien. Wir hatten es super schön. Es war die Hochzeitsreise von meinen Chef`s. Anfang Mai 2006, zwei Wochen mit dem Wohnmobil (extra für uns gekauft, damit wir in den Ferien immer dabeisein konnten) durch Italien nach Kroatien, dort ein bisschen rumgezogen, und dann wieder über Venedig, die Stadt der Liebenden, (gehört wohl zu den Flitterwochen) nach Müstair im Engadin, bis nach Hause. Meine Chefin ist Bündnerin, darum machten wir dort immer ein- oder zweimal Halt. Aber in Müstair ging es mir super schlecht, ich musste mich übergeben, und konnte nichts mehr fressen, hatte schweren Durchfall, also sofort nach Hause ins Thurgau, und nicht noch bei meinem „Nani“ in Igis vorbei. Zuhause ging es mir dann kurzzeitig besser, aber am 1.6.2006 fing es wieder an, und ich musste Notfallmässig ins Tierspital in Zürich. Ich hatte noch ca. 18% rote Blutkörperchen, unter 15% ist es ohne Transfusion tödlich.

Dort wurde dann eine Babesieninfektion durch eine Zecke diagnostiziert. Ich war im ganzen sieben Tage im Tierspital, und durfte dann endlich nach Hause. Doch durch den hohen Verlust der roten Blutkörperchen wurden meine Nieren noch mehr geschädigt, und meine ruhige Zeit war vorbei.

Jede zweite Woche zur Blutuntersuchung, und nach einiger Zeit waren meine Harnstoffwerte so hoch im Blut, dass nur noch eine zusätzliche Flüssigkeitszufuhr half, und so machte meine Chefin mir am Anfang jede zweite Woche, später dann jede Woche eine subcutane (d.h. unter die Haut) Infusion mit 500ml Kochsalzlösung. Ich war sehr kooperativ, und hielt immer schön hin, doch als die Werte sich nicht stabilisieren liessen, und die Infusionen immer häufiger wurden, brachte meine „Mama“ das nicht mehr über ihr Herz, mich so viel zu stechen, und es musste eine andere Lösung her. Da bot sich der subcutane Katheter an. Der wird zwischen den Schulterblättern unter die Haut geschoben, und dient so als „Andockstation“ für die Infusion, doch leider hat es bei mir nicht funktioniert, der erste musste nach zirka einem Monat gewechselt werden, und der zweite hielt gerade mal zwei Wochen, denn bei zirka 10% der Patienten schaut der Körper den Schlauch als Fremdkörper an, und kapselt ihn ein. Also, ein anderer Versuch. Im Tierspital Bern sind sie auf Nierenpatienten spezialisiert, und nach gründlicher Information, haben sich meine Chef`s entschieden, mir eine Speiseröhrensonde legen zu lassen. Mein Frauchen und ich sind also am 1.6.2007 das erste mal nach Bern gefahren, und ich hatte meine erste Operation. Das Risiko war allgegenwärtig, schon allein wegen des Nierenschadens, aber sie haben alles für mich getan, und nach zwei Stunden durfte mein „Mami“ mich wieder in die Arme schliessen. Was war sie froh, als ich auf meinen vier Pfoten ihr entgegengestürmt kam, als ich sie sah.

Es war eine mühsame Zeit für meine Chefin, die Sorgen die sie hatte, ob es überhaupt funktionieren würde, ob die Werte sich stabilisierten? Das Wasser, das sie alle vier Stunden über die Sonde direkt in meinen Bauch verabreichen musste. Doch ich war ein kleines Wunder, schon im Tierspital Bern haben sie gesagt, dass ein anderer Hund eigentlich mit diesen hohen Harnstoffwerten tot sei, aber nicht ich. Ich musste und wollte doch leben, für meine Familie, für all die Liebe die sie mir entgegen brachten, und für all die Mühen die sie auf sich nahmen, damit es mir gut ging, und ich dankte es ihnen mit einer langen Zeit (für meine Chef`s viel zu kurz) die ich noch mit Ihnen verbracht habe. Die Sonde hält im Allgemeinen zirka drei Monate, doch durch die gute Wundpflege, die behutsame Behandlung, und sicher auch etwas Glück, hielt sie bei mir ganze sechs Monate, und so bekam ich meine zweite Sonde am 11.11.2007. Wieder ist alles gut gegangen, und wir haben unser Leben weiter genossen.

Ich muss dazusagen, dass es mir eigentlich sehr gut ging, trotz den schlechten Prognosen und den sehr hohen Blutwerten, und dass man mir nicht`s angemerkt hätte, wenn ich nicht immer einen Verband um den Hals getragen hätte. Leider hielt die zweite Sonde „nur“ noch fünf Monate, und ich hatte am 14.05.2008 wieder einen Termin im Spital Bern. Meiner Mama war das Risiko sehr bewusst, aber wenn sie sich gegen den Eingriff entschieden hätten, hätte ich sofort sterben müssen, denn tägliche Infusionen wollte, und konnte meine Chefin mir nicht antun, und sie haben immer gesagt, dass sie mich auf keinen Fall leiden lassen wollen, und dass sie mich sofort erlösen wollen, wenn ich irgend ein Anzeichen gebe, dass das Leben für mich nicht mehr lebenswert sei.

Am 13. Mai, am Montag morgen, bei unserem Spatziergang, erlitt ich einen Kreislaufkolaps, und meine Mama wusste sofort was das bedeutet. Schweren Herzens ist sie mit uns dreien nach Hause gefahren, und hat meine liebe Tierärztin Katharina auf den Abend nach Hause bestellt.

Meine Mama hat sich noch mehr Zeit als sonst genommen,  für mich an diesem Tag, sie hat mit mir geredet,  hat mir alles erklärt, hat mein wunderschönes Fell nocheinmal durchgebürstet, und gegen Abend als mein Chef nach Hause gekommen ist, sind wir fünf nocheinmal alle zusammen auf meine Lieblingswiese gegangen, und haben einfach noch die Zeit miteinander genossen.

Meine Mama hat sich deshalb dafür entschieden, dass die Tierärztin nach Hause kommt, dass ich keine zusätzlichen Stress habe, und dass meine anderen zwei Sammy-Kumpels sich von mir verabschieden konnten.

Und so bin ich am 13. Mai 2008 ganz friedlich und entspannt, im Kreis meines geliebten Rudels, und in den Armen meiner „Mama“ um 19.40 Uhr über die Regenbogenbrücke gegangen.

 

Aber ich bin immer noch bei Ihnen, in ihren Herzen und  in ihren Erinnerungen.         

 

Ujar von Arcanas of Tuuli

 

An dieser Stelle möchte ich mich ganz speziell beim gesamten Team vom Tezet in Müllheim für die liebevolle Pflege und super Betreuung in den drei Jahren des viel zu kurzen Lebens von Ujar bedanken, und auch bei Katharina für den liebevollen und schönen Abschied, den sie unserem Kleinen gegeben hat.

 

 

Das ist Ujar`s Urne. Wir haben ihn malen lassen, und so war er wirklich. Ich kann ihm so jeden Tag guten Morgen und gute Nacht sagen, mit ihm reden, und ihn sehen. Er wäre natürlich auch ohne diese Urne immer bei mir, aber ich finde das ist ein würdiger Ort für unser Baby, und er hat es verdient.