Degenerative Myelopathie

Man unterscheidet zwei Gruppen von Degenerativer Myelopathie: Die der alten Hunde, und die der Junghunde. Die D. Myelopathie der Junghunde ist im allgemeinen sehr selten, und ist sehr Rassespezifisch, das heisst, man kennt über zwölf verschiedene Rasse die das schon im Welpen- oder Junghundealter bekommen, aber doch erhebliche Unterschiede zeigen.

Die Degenerative Myelopathie der älteren Hunde entwickelt sich ab zirka dem 5. Lebensjahr und betrifft vorwiegend grosse Hunde, unter diesen führen leider die Deutschen Schäferhunde die Rangliste an, daher nennt man diese Krankheit auch „ Schäferhundekrankheit“.

 

Die Krankheit

Die Ursache der degenerativen Myelopathie der älteren Hunde ist leider immer noch unbekannt, wie bei vielen Autoimmun Krankheiten.

Myelopathie leitet sich aus den Griechischen Worten myelós  Rückenmark und

 patheia ≥Krankheit  ab, und bedeutet, dass es eine langsam fortschreitenden Neurologische Erkrankung ist, die mit der Degeneration (Zerstörung) des Myelins (Nervenhülle, vergleichbar mit der Isolation eines Stromkabels) im Rückenmark in der Höhe der Brust- und Lendenwirbel einher geht.

Die Diagnose wird meistens durch das Ausschlussverfahren gestellt. Es müssen Bandscheibenvorfall, einen Rückenmarkinfarkt (beide treten sehr akut, d.h. plötzlich auf) das Cauda-equina-Syndrom, eine Stenose (beides Verengungen des Wirbelkanals) und auch Tumore durch die entsprechenden Untersuchungen, wie Röntgen, Myelografie oder ein MRI, ausgeschlossen werden.

 

Symptome

Die Betroffenen Tiere haben immer mehr eine gestörte Eigenwahrnehmung der hinteren Gliedmassen, sie können nicht mehr koordiniert gehen, die Reflexe nehmen immer mehr ab, und es kommt zur sogenannten „Überkötung“ der Pfote, d.h. bei der Vorwärtsbewegung der Hinterhand hebt der Hund die Pfote nicht mehr hoch genug, und der ganze Fuss des Hundes wird überstülpt, also auf die Zehen gestellt, und dann so nachgeschleift, was zu einer unnatürlichen Abnutzung der Krallen führt. Die Krankheit führt unweigerlich zur Lähmung der hinteren Gliedmassen, da dann eigentlich immer die Euthanasie als einzige Möglichkeit besteht, weiss man nicht, ob die Myelopathie weiter voranschreiten würde, und auch auf die vorderen Beine übergreifen würde. Einziger Trost ist, dass die Krankheit nicht schmerzhaft ist.

Es kann aber auch zur Spastik führen. Wenn die Spastik noch nicht permanent ist, verkrampfen die betroffenen Körperteile blitzartig und werden steif, bei Merlin ist es das rechte Hinterbein, was aber durch gezielte Massagen und Bewegungen gelöst werden kann.

Bei Fortschreiten der Krankheit kommt es auch zur Harn- und/oder zur Stuhlinkontinenz.

 

Behandlungsmöglichkeiten

Leider gibt es nur beschränkte Behandlungsmöglichkeiten. An erster Stelle steht sicher die Physiotherapie, die die Beweglichkeit und die Reizleitung der Nerven so lange wie möglich erhalten soll. Wenn es vom Handling des Hundes und vom eigenen Geschick her machbar ist, ist es optimal, wenn man die Bewegungstherapie jeden Tag Zuhause machen kann. Dann ist auch die Gabe von Vitamin B und E sehr zuträglich. Vitamin B übernimmt eine wichtige Funktion für das Nervensystem, und Vitamin E gehört zu den Antioxidantien und unterstützt die Abwehrkräfte. Es gibt auch in der Chinesischen Medizin Kräuter, die man unterstützend geben kann, und auch Akupunktur ist, je nach Akzeptanz des Hundes, hilfreich.

Für den Muskelerhalt gibt es einen so genannten Expander, der vom Tierarzt angepasst, eine wichtige Trainingsfunktion der hinteren Beinmuskulatur übernimmt. Hierbei handelt es sich um zwei Gummibänder, die an den hinteren Fesseln angemacht werden und über die Seite, schräg nach oben, am Brustgeschirr angemacht werden. Sie unterstützen so die Vorfussung, geben Stabilität und führen wieder zu einem besseren Gangbild.

Als letzte Möglichkeit gibt es noch den Rollwagen. Wenn der Hund noch Lebenswille hat, sich auf den Spaziergang freut, aber einfach nicht mehr die Kraft hat, für einen ausgedehnten Spaziergang, dann ist der „Rollstuhl für Hund“ sicher eine gute Lösung. Hierbei ist aber unbedingt der Gesamtzustand des Hundes zu beachten, also er muss sich zu Hause noch alleine Fortbewegen können, und seine Vorderbeine müssen „wie Neu“ sein, sonst ist es eine Qual für den Hund, den wir üben schon genug Dominanz über das Tier aus, und wenn wir auch noch seine kleinsten Bedürfnisse, wie Trinken, sich richtig hinlegen, oder aber auch nur sich von A nach B zu bewegen, bestimmen, ist es sicher zu viel des Guten.

Auch hier ist wieder ein vernünftiges Mass an Tierkenntniss von Nöten, damit man dem Tier gerecht wird, und nicht sich selber.

 

Meine Erfahrungen

Die Krankheit ist sehr frustrierend, weil es nichts gibt, was zur Heilung führt. Nach dem ersten Schock habe ich mich informiert und abgewogen was das Beste ist, und bin auch bereit alles zu tun was wenigstens zum Erhalt und zur Linderung beiträgt. Merlin bekommt jetzt einen Expander, Chinesische Kräuter und Vitamine, und da wir jetzt wissen, dass er keine Schmerzzustände hat, wird er auch ein bisschen gefordert im Spiel, erlaubt ist alles was ihm Spass macht.

Wichtig ist einfach, dass man bedenkt, dass es für den Hund schlimm sein muss, wenn er von uns Menschen vollkommen abhängig ist. Wir können damit umgehen, wenn wir gelähmt sind, und nicht mehr gehen können, aber der Hund versteht es wahrscheinlich nicht.

Ich bin auch bereit mit ihm in einem Rollwagen spazieren zu gehen, aber nur, wenn Merlin noch gehen kann, und es für ihn eine Erleichterung in der Fortbewegung ist, und nicht, dass ich mit einem gelähmten Hund spazieren gehen kann.

 

 

 

Nachtrag  September 09:

Merlin hat jetzt einen Rollwagen, denn ich habe es nicht über`s Herz gebracht, ihn einfach wegen der Hinterhandschwäche einzuschläfern. Für mich, und vor allem für Merlin war es ein guter Entscheid. Ich habe lange gezögert und mich gefragt, ob es für Merlin nicht einfach besser wäre, wenn er einschlafen könnte und alles wäre vorbei, aber ab dem ersten Tag wo wir Merlin im Rolli spazieren geführt haben war ich überzeugt, dass es für ihn etwas Gutes war. Er ist wieder aufgelebt, hat gesehen wie schön es immer noch ist, konnte wieder über die Wiese gehen und dort Zeitung lesen, seine Anstrengung ist aus seinem Gesicht verschwunden, und jetzt mit dem neuen „Gschtältli“ kann er sogar wieder schneller gehen, und fast rennen. Für mich war es fast unerträglich, dass Merlin sich jeden Tag nur für ein paar hundert Meter gehen so abquälen muss, und er war dann immer so Erschöpft, dass er Zuhause gar keine Energie mehr hatte, und ich habe mich an etwas erinnert, was ich ganz am Anfang meiner Krankheit einmal gelesen habe; Lieber einen Rollstuhl zu Hilfe nehmen und sich die Energie, die man noch hat, für andere Dinge bewahren, und wieso soll etwas für Menschen gelten und für Tiere nicht? Bei Merlin war es auf jeden Fall so, und ich bin super froh, dass er jetzt einen Rolli hat.

Es braucht einfach einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Ding: Der Hund muss Zuhause selber aufstehen und gehen können (das ist meine Meinung, wir sind schon genug dominant dem Hund gegenüber, wir bestimmen seine Essenszeit, seine Gassi runden, sein Spielverhalten, so soll er wenigstens noch seine Liegeplätze und sein Bedürfnis nach Wasser selber befriedigen können!), man darf den Hund nie, aber wirklich nie!! unbeaufsichtigt mit dem Rolli laufen lassen. Er könnte irgendwo hängen bleiben, sich wegen einer Unebenheit überschlagen, oder sonst irgendwie in Bedrängnis geraten, und das wäre fatal für das Vertrauen des Hundes in den Rolli, und natürlich für den Hund selber, und man soll sich auch bewusst sein, dass der Rolli nicht dazu da ist, das Leben des Hunde einfach zu verlängern, sondern um die Zeit, die er noch hat, einfacher für den Hund zu machen. Dann denke ich, ist der Rollwagen eine gute Sache, und kann dem Hund seine restliche Zeit die er noch hat, verschönern.